Lernentwicklung von KindernWie Kinder lernen

Kinder lernen auf unterschiedlichste Arten und mit allen Sinnen. Hier leisten sie in verschiedenen Wahrnehmungsbereichen und Entwicklungsphasen Unglaubliches. Wichtig ist, dass Eltern die Lernentwicklung von Kindern fördern.

Wie Kinder lernen
© Artem Efimov - Thinkstock

Lernen ist ein vielschichtiger und komplizierter Prozess, der lebenslang andauert. Bereits erlangtes Wissen und neue Erfahrungen werden ständig miteinander verglichen und zu neuen Erkenntnissen zusammengesetzt. So wächst das Grundwissen stetig an.

Wie gut und schnell ein Kind sich entwickelt und lernt, hängt von vielen Faktoren ab und ist daher individuell unterschiedlich. Neben den Erbanlagen, die eine Grundlage für die Entwicklung darstellen, spielen die Umwelt, der Erziehungsstil sowie kulturelle, soziale und gesellschaftliche Einflüsse eine bedeutende Rolle.

Die Lernentwicklung des Kindes orientiert sich an seinen kognitiven Möglichkeiten, also seiner Fähigkeit, zu denken, zu planen und sich zu erinnern. Die Basis des Lernvorgangs bilden dabei die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche und Sinne sowie deren Integration und Vernetzung. Störungen in der Entwicklung der Grob- oder Feinmotorik, des Tastsinnes (taktile Wahrnehmung), des Gleichgewichtssinnes (vestibuläre Wahrnehmung) oder der auditiven und visuellen Wahrnehmung können zu Problemen in der Lernentwicklung führen.

Altes und neues Wissen verknüpfen

Die Kombination unterschiedlicher Informationen durch intakte Wahrnehmungskanäle ermöglicht es dem Kind, bereits gesammeltes Wissen mit neuen Informationen zu verknüpfen und zu erweitern.

Beispiel: Rollerfahren eines vierjährigen Kindes

  • Das Kind muss sich und den Roller im Gleichgewicht halten (Gleichgewichtssinn, motorische Entwicklung).
  • Es sollte den Roller zielgerichtet (Raum-Lage-Wahrnehmung) lenken, und dabei Gegenständen oder Hindernissen ausweichen. Dabei wird verlangt, dass die optischen Eindrücke (visuelle Wahrnehmung) mit dem Körperempfinden und den Bedingungen der Schwerkraft verbunden werden.
  • Gleichzeitig muss das Kind auf akustische Reize hören, um beispielsweise andere Fahrzeuge oder Rufe der Eltern zu registrieren und darauf reagieren zu können.

Das Gehirn kann all diese Reize verbinden und zu sinnvollen Informationen umwandeln. Je öfter das Kind Roller fährt, desto sicherer beherrscht es die verschiedenen Anforderungen. Das Rollerfahren wird immer leichter. Beginnt dieses Kind dann später mit dem Radfahren, kann es alle bisher gesammelten Informationen nutzen, und sich auf die neuen Herausforderungen zu konzentrieren.

Hüpfen, Laufen, Springen, Krabbeln (Motorik)

Die motorische Entwicklung eines Kindes bildet sozusagen das Fundament, auf dem erfolgreiches Lernen erst möglich wird. Das Erlernen des Sitzens, Stehens oder Laufens geschieht in allen Kulturen gleich. Durch die Koordination der rechten und linken Gehirnhälfte, die bereits beim Krabbeln geübt wird, werden logisches Denken und Abstraktionsfähigkeit gefördert. Ein Lernen ohne Bewegung ist nicht möglich. Ein bedeutsamer Schritt ist die Entwicklung der Feinmotorik, also die aktive Nutzung von Augen, Mund, Hand, Stimme und Mimik, um etwas zu verfolgen, zu bekommen oder einen Löffel, ein Werkzeug oder einen Stift zu halten.

Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden (Wahrnehmungskonstanz)

Um die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen, muss ein Kind Gesehenes und Gehörtes aufeinander abstimmen und mit Bewegungen seines Körpers koordinieren können (z.B. Auge-Hand-Koordination).

Ohne diese Fähigkeit kann ein Vierjähriger kein Bild malen und ein Schulkind kein Wort von der Tafel abschreiben. Auch die sogenannte Figur-Grund-Wahrnehmung muss ein Kind beherrschen, um aus einer Vielzahl von Zeichen und Symbolen etwas herausfiltern zu können. Erst mit dieser konstanten Wahrnehmungsfähigkeit ist es in der Lage, Gegenstände oder Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln oder in einem diffusen Umfeld wiederzuerkennen.

"Ich heiße Silke!" (Kognitive Entwicklung)

Die geistige und sprachliche Entwicklung hängen eng zusammen und werden täglich durch die direkte Umwelt des Kindes beeinflusst. Nur ein Kind, mit dem viel gesprochen wird, ist in der Lage, seine Fähigkeiten auch auszuschöpfen. Zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr werden besonders große Fortschritte in der Sprachentwicklung gemacht. Wenn das Kind von sich selbst mit seinem Vornamen spricht und Mehr-Wort-Sätze bildet, hat es die Kindergartenreife in der Regel erlangt.

Der Wortschatz erweitert sich dann rasant und das Kind gebraucht immer mehr grammatikalische Strukturen. Auch die Aussprache verbessert sich, und bis zum Schuleintritt ist die sogenannte Babysprache meist überwunden. Die kindliche Phase des endlosen Fragens fördert das logische Denken enorm. Das Kind lernt, sich in Abgrenzung zu seiner Umwelt zu erleben, es kann Zusammenhänge erkennen und Erlebtes in zeitlich korrekter Reihenfolge wiedergeben.

"Der Ball gehört mir!" (Sozialverhalten und emotionale Entwicklung)

Auch die Erfahrungen, die ein Kind mit seiner sozialen Umwelt und den eigenen Gefühlen macht, haben Auswirkungen auf seine Lernentwicklung. Im gemeinsamen Spiel mit Freunden werden andere Sichtweisen erlebt und der Umgang mit Konflikten geübt. Kinder lernen Regeln einzuhalten, mit Gefühlen umzugehen und sich für jüngere Kinder verantwortlich zu fühlen. Außerdem findet eine Identifikation mit der eigenen "Geschlechter"-Rolle statt. Die soziale Reife wird bei der Einschulung geprüft und berücksichtigt.

Raum-Lage-Wahrnehmung

Das Verständnis von oben und unten, lang und kurz, weit und nah oder groß und klein bildet ebenfalls eine wichtige Grundlage für die Lernentwicklung ab dem Schuleintritt. Besonders beim Erlernen des Rechnens müssen Kinder eine Vorstellung von Mengen und Maßen entwickeln. Kindern mit einer schlecht ausgeprägten Raum-Lage-Wahrnehmung fällt das Erkennen von Entfernungen, Maßen, Längen oder Mengen oft schwer. Häufig haben diese Kinder auch große Probleme mit der Seitigkeit, also dem Zuordnen von rechts und links.

Anforderungen an ein siebenjähriges Kind

Im Alter von sieben Jahren sollte ein Kind folgende Fähigkeiten entwickelt oder erlernt haben:

  • Körperberührungslokalisation (rechts, links, oben, unten)
  • Gefühl für Erdanziehung und Körperbewegung
  • Gleichgewicht halten auf einem Bein
  • Balancieren
  • Gute Muskel- und Gelenkempfindungen
  • Planen von Handlungsabläufen
  • Sprachfähigkeit, um Bedürfnisse und Interessen auszudrücken

Folgen von übersprungenen Entwicklungsphasen

Viele Lernprobleme sind das Ergebnis von Störungen oder Verzögerungen innerhalb der Entwicklung der Wahrnehmungsbereiche. Manche Kinder überspringen wichtige Phasen, die sie sich später dann mühsam erarbeiten müssen. Wenn ein Kind in der Schule auffallende Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen zeigt, oder wenn es bedrückt und demotiviert wirkt, sollten Eltern Fachleute zu Rate ziehen, um einer eventuelle Lernstörungen frühzeitig begegnen zu können.

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